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Linux-Crashkurs: Die ersten Schritte in der Kommandozeile

Vor fast 25 Jahren bekam ich meinen Commodore 64. Ich kann mich noch sehr gut an dieses Gefühl erinnern. Direkt nach dem Einschalten blickte der Cursor vor sich hin und wartete geduldig auf meine Eingabe. Keine PopUps, keine Taskleiste, keine Updates, keine abgelaufener Virenschutz und erst recht kein Java oder Flash-Player Update forderte meine Aufmerksamkeit. Damals war die Computerwelt noch in Ordnung.

Wenn ich heute die Kommandozeile auf meinen Computern öffne, beschleicht mich manchmal das gleiche Gefühl, denn auch die Linux-Befehlszeile wartet geduldig auf meine Befehle und führt diese bereitwillig aus.

Doch das war nicht immer so. Am Anfang hatte ich schreckliche Angst etwas falsch oder kaputt zu machen. Falls es dir auch so geht, kann ich dich beruhigen. Das was du kaputt machen kannst, kannst du auch (irgendwann) wieder reparieren.

Dieser Artikel soll dich bei den ersten Schritten in der Kommandozeile unterstützen. Sofern du schon erste Erfahrungen in der Linux-Konsole gesammelt hast, brauchst du den Artikel nicht lesen, denn er richtet sich wirklich an unbedarfte Neulinge 😉

Okay, du sitzt also vor einem Rechner auf dem sich Linux befindet und hast eine Konsole geöffnet? Wunderbar, dann kann es ja losgehen.

Bevor wir mit den eigentlichen Grundlagen beginnen, möchte ich noch auf das kleine Programm man hinweisen. Mit dem Kommando man lassen sich Handbuchseiten (manpages) zu anderen Programmen öffnen. Wenn du das Handbuch vom Handbuch öffnen möchtest, dann tippe einfach man man in deine Kommandozeile und drücke die Enter-Taste. Mit dem Befehl man cp kannst du das Handbuch des Programms cp lesen. Prinzip verstanden? Gut. Mit der Taste q kannst du das Handbuch wieder schließen.

Wenn du Wissen möchtest, wie ein Programm genau funktioniert, dann ist das Handbuch meist eine sehr gute Anlaufstelle. Natürlich kannst du auch im Internet nach einer Dokumentation suchen. Das Handbuch hat aber den Vorteil, dass es (meistens) mit installiert ist und damit offline verfügbar ist.

Wenn du Linux über die Kommandozeile bedienen willst, musst du mit den Grundlagen anfangen. Die absoluten Grundlagen sind beispielsweise Dateioperationen. Am Anfang stehen also die folgenden Fragen.

  • Wie bewege ich mich im Dateisystem?
  • Wie kopiere bzw. verschiebe ich Dateien?
  • Wie lege ich Verzeichnisse & Dateien und wie lösche ich sie wieder?

Das Linux-Dateisystem ist hierarchich aufgebaut. Die Hierarchie beginnt mit einer Wurzel (englisch root). Die Wurzel wird mit einem Schrägstrich (/) gekennzeichnet.

Unterhalb der Wurzel können sich im Prinzip Ordner und Dateien befinden. In der Praxis hat sich der Filesystem Hierarchy Standard durchgesetzt.

Wenn du also normaler User auf dem System eingeloggt bist, dann öffnet sich deine Kommandozeile in deinem Benutzerverzeichnis. Benutzerverzeichnisse liegen in /home. Dein Benutzerverzeichnis hat den gleichen Namen wie dein Benutzername. Wenn also dein Benutzername hans ist, dann findest du dein persönliches Nutzerverzeichnis im Pfad /home/hans/. Jeder menschliche Nutzer hat normalerweise sein eigenes persönliches Benutzerverzeichnis.

Verzeichnisse wechseln

Mit dem Befehl cd kannst du in andere Verzeichnisse wechseln. Wenn du in den Ordner /tmp wechseln möchtest, gibst du einfach cd /tmp in der Konsole ein. Wenn du nur cd eingibst, dann landest du automatisch wieder in deinem Home-Verzeichnis.

Verzeichnisse anlegen und löschen

Mit dem Kommando mkdir können neue Verzeichnisse angelegt werden. Mit mkdir test wird ein neues Verzeichnis mit dem Namen test angelegt. Das Verzeichnis wird innerhalb des Ordners angelegt in dem wir uns grade befinden. Es sei denn wir übergeben einen absoluten Pfad wie z.B. mkdir /tmp/test.

Mit dem Kommando pwd kann das aktuelle Arbeitsverzeichnis angezeigt werden. Wenn sich Hans also in seinem Home-Verzeichnis befindet, dann gibt es auf den Befehl pwd die Ausgabe /home/hans.

Kopieren und verschieben

Das kopieren und verschieben ist unter Linux denkbar einfach. Dafür gibt es die die Befehle cp und mv. Die Befehle werden üblicherweise mit Quelle und Ziel aufgerufen. Als Beispiel: cp Quelldatei Zieldatei

Das Verschieben funktioniert nach dem gleichen Prinzip mit dem Befehl mv. Beide Programme kommen mit absoluten und relativen Pfadangaben zurecht.

Wer Ordner rekursiv kopieren möchte, braucht die Option -r. Weitere Hinweise zur Bedienung gibt es in den zugehörigen Manpages.

Inhalte von Verzeichnissen anzeigen

Wenn du Wissen möchtest, welche Dateien sich innerhalb eines Ordners befinden, dann brauchst du den Befehl dir oder ls. Ich bevorzuge den Befehl ls in Kombination mit diesen Parametern: ls -lha

  1. -l sorgt dafür, dass die Ausgabe als Liste erfolgt. Außerdem werden die Berechtigungen angezeigt
  2. -h macht die Dateigrößen für Menschen besser lesbar.
  3. -a zeigt auch versteckte Dateien an

Inhalte von Dateien anzeigen

Unter Linux haben wir es häufig mit klassischen Plaintext-Files zu tun. Die Inhalte dieser Dateien können selbstverständlich mit Boardmitteln angezeigt werden.

  • cat – zeigt den Inhalt einer oder mehrere Dateien zeilenweise an
  • tac – tut genau das gleiche wie cat aber eben rückwärts
  • head – zeigt den Kopf einer Datei an
  • tailf – zeigt das Ende einer Datei an
  • more & less – zeigen den Inhalt einer Datei in einem Viewer an und macht das Navigieren innerhalb der Datei leicht.

So. Das waren jetzt die absoluten Basics. Mit diesem Grundlagenwissen kannst du dich erstmal etwas in der Kommandozeile ausprobieren. Falls du Fragen hast oder etwas unklar ist, hinterlasse bitte einen Kommentar.

Im nächsten Artikel zu dieser Serie werden einige Grundprinzipien von Linux bzw. UNIX erläutert. Das ist dann erstmal sehr theoretisch, aber dafür eine solide Basis an Wissen für deine spätere Arbeit mit diesem System.

Ich arbeite in einem IT-Systemhaus und bin überwiegend mit der Administration von Mail-Servern beschäftigt. Derzeit beschäftige mich viel mit VHF/UHF, APRS und HAMNET. Darüber hinaus sammle ich Erfahrungen im Antennenbau.

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