Equipment

Ich hab ein neues Handfunkgerät: AnyTone AT-398UV

Silvio hat ja vor ein paar Monaten an dieser Stelle schon einmal darauf hingewiesen, dass jeder Funkamateur auf VHF und UHF QRV sein sollte… am einfachsten, kostengünstigsten und zweckmäßigsten geht das wohl mit einem Handfunkgerät. Also sollte jeder Funkamateur ein solches haben, oder am besten gleich mehrere, hi!

Amateurfunk ist doch definiert als Experimentalfunkdienst, und die Lust am Experimentieren ist bei uns Funkamateuren oft auch dann gegeben, wenn es nicht nur um das technische Experiment per se geht – jedenfalls bei mir ist es so. Und da ich mir wieder einmal ein Handfunkgerät anschaffen wollte (das erste ist ein Baofeng UV-3R+, sehr klein, leicht und extrem preiswert, aber doch etwas limitiert in seinen Features), suchte ich am Internet nach etwas Passendem, und kam so auf die Marke AnyTone, die in Europa noch nicht denselben Bekanntheitsgrad hat wie eben z.B. Baofeng. Ein interessantes Modell schien mir das 398UV zu sein, ein 5-6 W Dualbander, der auch spritzwassergeschützt ist. Das Experiment daran war, bei einem mir bis dahin unbekannten Händler aus Hongkong dieses relativ unbekannte Gerät zu bestellen und dann zu sehen, was passiert 🙂 . Preis plus Versand sollten etwa 82€ ausmachen. Also kurzerhand bestellt (das war am 23. April), mit PayPal bezahlt, und dann gewartet… Am 30. April bekam ich dann eine Sendungsverfolgungsnummer von DHL, und am 5. Mai klopfte der Paketbote, wollte nochmal 28€ Einfuhrumsatzsteuer und Zollstellungsgebühr oder so ähnlich, und ich hielt die Neuerwerbung in den Händen! Das ging ja deutlich flotter als erwartet (3-4 Wochen sind für Päckchen aus China nicht ungewöhnlich).

Beim Auspacken die erste (nicht ganz unerwartete) Überraschung: alles war drin, auch eine Bedienungsanleitung, allerdings auf Chinesisch. War ich froh dass sich beim ersten Einschalten  das Gerät wenigstens auf English meldete! Diesem Problemchen war aber schnell beizukommen: kurz gegoogelt und ein englischsprachiges Manual im pdf-Format war gefunden. Nun konnte es ans Ausprobieren gehen.

Die Menüführung ist zwar etwas ähnlich wie bei einem Baofeng, aber gerade in Bezug auf das Programmieren von Umsetzern doch deutlich anders (eigentlich etwas einfacher) – man stellt im VFO Betrieb alle gewünschten Parameter ein (Empfangsfrequenz, Ablage, Richtung der Ablage, bei Bedarf CTCSS Encoding), und speichert dann alls diese Parameter auf den gewünschten Speicherkanal. Alles kein Problem. Aber natürlich will man nicht nur den “Hausumsetzer” programmieren, sondern ein paar weitere in der Nachbarschaft, oder überhaupt mehr oder weniger alle bei uns üblichen Umsetzerfrequenzen, und dazu natürlich noch eine Reihe der gängigen Direktfrequenzen (und vielleicht sogar noch PMR Frequenzen, bei diesen natürlich mit Rücksicht auf die Rechtslage mit unterbundener Sendefunktion, d.h. nur als Empfänger). Das geht über die Tastatur natürlich alles viel zu mühsam.

Aber ich hab doch ein passendes Programmierkabel von meinem Baofeng (Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen, und damit auch der Stecker für die Datenübertragung, entsprechen dem üblichen Kenwood Standard)! Ob Chirp (das universelle Progrämmchen zum einfachen Programmieren vieler Amateurfunkgeräte) auch das AnyTone unterstützt? Der Test war schnell gemacht – es wird zwar im neuesten Build auch ein Gerät dieses Herstellers unterstützt, aber leider nicht mein Modell 🙁 . Also wieder gegoogelt, nach passender Programmiersoftware für das 398UV, doch leider ohne Ergebnis: auch auf der Downloadseite des Herstellers (Qixiang Electron Science & Technology Co.,Ltd.) war da nichts Passendes zu finden.

Was es auf der Website aber zu finden gab, war eine Email Adresse für den Support. Also eine kurze Mail verfasst (auf Englisch), und wieder gewartet… aber nicht lange: obwohl es in China schon später Abend war (das war am Dienstag), kam innerhalb einer Stunde eine Antwort mit ein paar Fragen zu Händler bzw. genauer Typbezeichnung (mit letzterer konnte ich nicht wirklich dienen, also gab ich die Seriennummer durch).

Mittwoch in der Früh dann eine neue Mail aus China im Postfach: mit Attachment, nämlich der passenden Software (für Windows natürlich, das ist so zu erwarten, und für genau diese Fälle habe ich ja noch ein Windows auf meinem Macbook in Reserve 🙂 ). Rasch installiert, alles funktionierte (mit dem Baofeng Programmierkabel), und es konnte an die Dateneingabe gehen, was dann rasch erledigt war. Vom Standpunkt Benutzersupport aus gesehen also: alle Achtung! Rasche und unbürokratische (sowie kostenlose) Lösung des Problems.

Wie sind nun die ersten Eindrücke vom Gerät? Sehr solide Qualität der Verarbeitung (deutlich besser als beim Baofeng), ordentlicher Akku (2500 mAh), sehr guter und sehr kräftiger Klang des Lautsprechers, die mitgelieferte Antenne ist ca 45% länger als die beim Baofeng, und auch flexibler. Die Bedienung der Tasten und die Menüführung sind rasch erlernt. Bei ersten Tests wurde die Modulationsqualität als sehr gut bezeichnet. Das externe Speaker-Mike von meinem Baofeng kann ich auch verwenden.

Im Lieferumfang waren: Das Handfunkgerät mit Antenne, Akku, Gürtelclip, eine Handschlaufe, Ladeschale und Steckernetzteil (mit europäischem Stecker!), (chinesisches) Manual und eine (wie üblich sehr billige) Kopfhörer/Mikrofon-Kombination.

Was gefällt mir besonders an dieser kleinen Handfunke? Grundsätzlich ist es natürlich ein Standard Dualbander mit den üblichen Features. Dazu kommt aber das spritzwassergeschützte Gehäuse. Und die Tatsache, dass man die beiden Taster unterhalb der PTT Taste in einem gewissen Umfang programmieren kann: z.B. als zweite PTT Taste für das Subband – sollte sich dort eine Station melden, kann man durch Verwendung dieser zweiten PTT Taste sofort am Subband QRV sein.

Hier ein Überblick über die wesentlichsten technischen Daten (lt. Herstellerangabe):

Frequenzbereich:        136-174 MHz (VHF) und 400-480 MHz (UHF)
Speicherkanäle:         200
Betriebsspannung:       7,4 V ± 20% . Akkuladung hält ca 18 Stunden
                        (bei 90% Empfang).
Größe:                  123 x 66 x 39 mm (mit Akku)
Gewicht:                285 g (mit Akku, Antenne und Gürtelclip)
RX Empfindlichkeit:     ≤ 0.25 µV (12 dB SINAD, 25 kHz Bandbreite)
Nachbarkanalunterdr.:   ≥ 65 dB
Audio Output:           1000 mW / 10% Verzerrungen
HF Output:              6 W / 1 W (VHF), 5 W / 1 W (UHF)
TX Nebenkanaldämpfung:  ≥ 65 dB
Unerwünschte Ausstrahlungen: ≤ -36 dB

Hat sich das “Experiment” gelohnt? Bislang bin ich zufrieden – das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt, es wurde rasch geliefert, Support des Herstellers war tadellos, das Gerät tut was es soll…. Alles andere wird sich im Lauf der Zeit herausstellen!

Funkamateur seit 1967 (Lizenzprüfung ohne Morsen) bzw. 1968 (Morseprüfung). 1st QSO 20.7.1968. Nach vielen sehr interessanten Berufsjahren in IT und Informationssicherheit (in sehr internationalem Umfeld) nun im Ruhestand, wo mehr Zeit bleibt für die diversen Hobbies. Neben dem Amateurfunk sind das u.a. Photographie, Malen, Singen, Reisen, Camping & Wandern.

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