Allgemein Ausgabe 4

SOTA-Abenteuer im Elbsandsteingebirge

Anfang August (2017) unternahm ich mit meinem Freund Ephraim (DC8EL) und zwei weiteren unlizensierten Freunden eine Abenteuertour in das Elbsandsteingebirge. Unsere Reise war nicht als reine Funkaktivität geplant, denn vielmehr stand die beeindruckende Natur, die wir intensiv erleben wollten, im Vordergrund. Der Kurztrip erstreckte sich über ein verlängertes Wochenende Anfang August. Der grobe Plan sah vor, dass wir von Donnerstag bis Freitag das Landschaftsschutzgebiet südlich der Elbe erkunden. Von Samstag bis Sonntag wollten wir im Nationalpark Sächsische Schweiz, der nördlich der Elbe liegt, unterwegs sein. Im Vorfeld habe ich über die Karte auf der Webseite www.cqgma.de recherchiert, welche Berge es vor Ort gibt und welche davon als SOTA-Referenz zählen.

  • DM/SX-029 Großer Zschirnstein
  • DM/SX-045 Papststein
  • DM/SX-030 Großer Winterberg
  • DM/SX-057 Lilienstein

Die GPS-Koordinaten zu den Referenzen lassen sich auf der Webseite als GPX-Datei herunterladen. Das ist besonders praktisch, denn diese Datei kann direkt von meinem GPS-Handheld verarbeitet werden. Da die erste Übernachtung fernab der Zivilisation geplant war und wir bei der Hitze nicht literweise Trinkwasser tragen wollten, habe ich die Koordinaten mit den vor Ort verfügbaren Wasserquellen ebenfalls auf mein Navi gespielt.

Für die erste Übernachtung haben wir uns nicht auf einen konkreten Ort festgelegt. Wir waren anfänglich zu zweit unterwegs, wollten flexibel sein und im Waldgebiet um den Großen Zschirnstein herum übernachten. Der Staatsbetrieb Sachsenforst betreibt in diesem Gebiet einige Biwikplätze und Trekkinghütten. Die Übernachtung an diesen Orten ist naturnah, preiswert und frei von Zivilisationsgeräuschen. Für die Übernachtung in den Hütten oder Biwakplätzen müssen Trekkingtickets gekauft werden, die dann vor Ort entwertet werden.

Trekkingtickets

Für die Übernachtungen an den anderen Tagen, an denen wir zu viert unterwegs waren, haben wir den Campingplatz Ostrauer Mühle gewählt. Das war zwar etwas teurer und nicht mehr naturnah, es bot aber logistische Vorteile und etwas mehr Komfort. Wir wollten es einfach halten, doch wer es luxuriöser möchte, der findet in dieser Region viele Pensionen und Hotels in sämtlichen Preisklassen.

Ausrüstung

Wir waren für unser Abenteuer relativ gut ausgerüstet und hatten alles, um mehrere Tage unabhängig der Zivilisation zu überleben. Bei meiner persönlichen Trekking-Ausrüstung halte ich es nach dem Prinzip weniger ist mehr. Schlafsack, Isomatte und Tarp wiegen bei mir unter zwei Kilo und nehmen wenig Raum ein. Das Gewicht, welches ich durch die Verwendung ultraleichter Ausrüstung einspare, erweitert dann die Möglichkeit, besondere Ausrüstung mitzutragen. Je nach Fokus der Tour kann das ein Packraft (Rucksack-Boot), Foto-Equipment oder eben Funkausrüstung sein. Bei dieser Tour hatten ich neben meinem AmateurfunkEquipment viel Video- und Foto-Equipment dabei. Je nach Tag habe ich dann das in den Tagesrucksack gepackt, was ich verwenden wollte. Das Rucksackgewicht betrug dann mit kompletter Ausrüstung inklusive Wasser und Lebensmittel maximal 8 kg, eher weniger.

Tag 1: Großer Zschirnstein

Am Anreisetag sind wir gegen Mittag in Bad Schandau angekommen und haben zuerst die Trekkingtickets in der Tourismusinformationen am Bahnhof gekauft. Die beiden wortkargen Verkäuferinnen waren dabei nur so freundlich und auskunftsfähig, wie unbedingt nötig. Mir war es gleich, doch ich habe mich darüber gewundert, wie man so unbegeistert Tourismusmarketing machen kann. Egal. (Im Jahr 2018 hat sich das gebessert.)

Wir setzten unsere Fahrt fort und steuerten zum Parkplatz am Kleingießhübel. Dort stellten wir das Auto ab und packten die Rucksäcke für den ersten Anstieg, die darauf folgende Wanderung und die Übernachtung im Nirgendwo. Obwohl ich mit dem Yaesu FT-817 einen der leichtesten All-Band und All-Mode Geräte habe, war er mir mit GFK-Mast und Steckdipol zu schwer und ich entschied spontan, keine Kurzwellenausrüstung mit auf den Gipfel zu tragen. Stattdessen nahm ich mein Kenwood-Handfunkgerät und lebte mit der Unsicherheit, überhaupt auf die vier zur SOTA-Aktivierung nötigen Funkkontakte zu kommen. Aber das Naturerlebnis stand im Vordergrund und das ist mit einem leichten Rucksack eben einfach schöner zu erleben.

Die Wanderwege sind in dem Gebiet relativ gut ausgeschildert. Der erste Wegweiser zeigte zwei verschiedene Richtungen für unser Ziel – den Großen Zschirnstein – an. Wir entschieden uns trotz Warnung vor der starken Steilheit für den Hirschgrundweg, da die Zeitersparnis im Vergleich zum anderen Weg sehr hoch war. Weniger Zeit für das Wandern investieren und dafür mehr Zeit auf dem Gipfel dachte ich mir. Doch der Hirschgrundweg hatte es wirklich in sich, denn der Waldweg führt in einem sehr steilen Winkel direkt nach oben. Nach 20 Minuten auf dem gnadenlos steilen Anstieg machten wir an der Kreuzung eines Waldwegs eine Pause. Marathonläufer kennen den „Mann mit dem Hammer“ – ich bin aber kein Marathonläufer und der plötzliche Leistungseinbruch und das Gefühl, mich nicht mehr auf den Beinen halten zu können, verunsicherten mich. Ich setzte mich, trank einen Liter Wasser und verdrückte einen Protein- und einen Müsli-Riegel. Den Proteinriegel habe ich für solche Fälle mitgenommen, aber ich dachte nicht, dass ich ihn nach so kurzer Zeit schon brauche. Innerhalb von 15 Minuten besserte sich mein Zustand. Ein ortskundiger Pilzsammler kreuzte den Weg und gab Auskunft über den weiteren Verlauf. Er motivierte uns und bestätigte, dass wir den schwierigsten Teil des Weges bereits hinter uns haben. Wir setzten den steilen Anstieg in einem langsameren Tempo fort.

Einige Zeit später wurde der Weg etwas flacher und angenehmer zu gehen. Im gemütlichen Tempo navigierten wir mit Karte und GPS in Richtung Gipfel. Oben angekommen waren die Mühen des Aufstiegs sofort vergessen. Der Ausblick vom felsigen Gipfelplateau entschädigte einfach für alles.

Wir rasteten ein paar Minuten, genossen den Ausblick und schritten zur Tat. Meine Begleitung Björn machte Fotos, Videos und Zeitrafferaufnahmen. Ich suchte mir ein geeignetes Plätzchen für meine Funkaktivität, bereitete mein Log vor und stellte den Transceiver auf die FM-Anruffrequenz im Zwei-MeterBand. Wenn ich in der Heimat auf der Anruffrequenz rufe, dann passiert in der Regel nichts und daher rechnete ich in diesem Augenblick schon damit, dass dies hier auch passieren könnte. Ich öffnete die Rauschsperre und lauschte eine Weile dem Rauschen auf der Frequenz. Dann startete ich einen langen CQ-Ruf, indem ich mehrfach mein Rufzeichen und meinen aktuellen Standort nannte. Ich ließ die PTT los und wartete auf eine Antwort. Innerhalb von wenigen Sekunden rief mich Olaf (DO1UZ) und so hatte ich ohne großen Aufwand mein erstes SOTA-QSO in ziemlich kurzer Zeit im Log. Wie sich herausstellte, überwacht Olaf mit seiner Ausrüstung vier verschiedene Frequenzen gleichzeitig, damit er unmittelbar mitbekommt, wenn irgendwo jemand ruft. Er hat mich dann gleich in die Gepflogenheiten des Sächsischen Bergwettbewerbs eingewiesen und mir die häufig genutzten Vorzugsfrequenzen genannt. Für VHF empfahl er mir die 145,425 MHz und für UHF 430,150 MHz, diese hätten sich im Laufe der Zeit eingebürgert und die meisten Funkamateure wären dort sende- und empfangsbereit. Olaf sollte recht behalten; ich wechselte auf die genannten Frequenzen und hatte nach dem CQ-Ruf mein erstes kleines Pile-Up. Beim Sächsischen Bergwettbewerb zählen die Bänder 2m, 70cm und 23cm. Da ich kein 23cm-Gerät habe, konnte ich jede Station auf VHF und UHF loggen. Innerhalb von zwanzig Minuten hatte ich vierzehn QSOs mit sechs verschiedenen Stationen im Log. Nicht schlecht, dachte ich, denn es war ja nur ein Donnerstagnachmittag, also ein Arbeitstag.

Auf dem Großen Zschirnstein war viel Platz und das Hochtragen der Kurzwellenausrüstung oder meiner Richtantennen hätte sich vielleicht doch gelohnt. Die Möglichkeiten, einen GFK-Mast aufzustellen, sind jedenfalls vorhanden. Abspannen am Boden fällt aus, da man keine Erdnägel in den Felsen hauen kann. Aber mit etwas Geschick und Spannriemen könnte man den Mast durchaus fixieren. Auch ein Wetterschutz ist in Form einer kleinen Hütte gegeben.

Nachdem meine Funkaktivität beendet war und meine Begleitung genug Timelapse-Material produziert hat, machten wir uns an den Abstieg. Wir gingen einen anderen Weg, da wir ja nach unserem Nachtlager suchten. Der Wanderweg „Gelber Strich“ südlich des Großen Zschirnsteins war unser Ziel. Wir erreichten nach einiger Zeit das „ZschirnsteinBiwak“. Die kleine Hütte war leer und bot Platz für zwei, maximal drei Personen. Außerdem gab es einen Tisch mit Sitzmöglichkeit sowie eine erstaunlich saubere Trockentoilette. Wir rasteten an diesem Biwakplatz und studierten unser Kartenmaterial. Leider waren die Hütten und Biwakplätze nicht auf unseren Karten eingezeichnet. Aber wir hatten ja die GPS-Positionen und wussten, dass ebenfalls an dem Wanderweg „Gelber Strich“ noch die „Hütte Grenzbaude“ und das „TaubenteichBiwak“ zu finden sind.

Da es an diesem Tag sehr heiß war, waren unsere Trinkwasservorräte bereits aufgebraucht. Wir mussten also irgendwie unsere Vorräte auffüllen. Da ich die Quellen ja in meinem GPS hatte, dachte ich, dass es leicht werden würde, sie zu finden. Dem war leider nicht so, denn ich konnte zwar die Positionen sehen und wusste, dass im Umkreis von einigen hundert Metern einige Quellen vorhanden sind, doch ich wusste nicht, wie hoch oder tief sie gelegen sind. Die Höhendifferenz hatte ich unterschätzt und so musste ich meine Suche nach Wasser während des Abstiegs immer wieder abbrechen. Das Erreichen einer Quelle hätte einen Umweg in Form eines extremen Aufstiegs oder Abstiegs bedeutet. Wir hatten also eigentlich ein sicheres Nachtlager, aber eben kein Wasser mehr.

Wir entschieden uns dem Wanderweg zu folgen und setzten den Weg mit dem Ziel „TaubenteichBiwak“ fort. An diesem Biwak sollte es eine offizielle Feuerstelle geben, an der Feuerholz lagert und ausreichend Löschmöglichkeiten vorhanden sind. Außerdem wäre unser Wasserproblem auf einem Schlag gelöst. Wir kamen immer wieder mal von unserem Wanderweg hab. Wir wanderten zwar anfänglich in die richtige Richtung, doch auf falscher Höhe. Als wir den Irrtum bemerkten, mussten wir zurückkehren und ihn korrigieren. Leider war die Beschilderung in dieser Gegend dann nicht mehr so eindeutig und präzise. Wir nahmen es leicht und setzten unseren Weg fort. Nach einiger Zeit wich die absolute Stille des Waldes und wir hörten ein Rauschen bzw. Plätschern. Irgendwo im Dickicht neben dem Wanderweg schien Wasser zu fließen. Wir wanderten weiter, bis wir eine Stelle fanden, wo wir das Rịnnsal, den Gliedenbach, sehen konnten. Wir zögerten nicht, verließen den Wanderweg und füllten unsere Trinkflaschen auf. Das Wasser war glasklar und erfrischend kalt. Da Bakterien und Viren unsichtbar sind, haben wir das Wasser dennoch gefiltert. Es war das wohlschmeckendste Wasser, das ich bisher getrunken habe. Mit vollen Trinkflaschen wanderten wir auf dem Forstweg weiter. Dann knickte der Wanderweg vom breiten Forstweg ab und führte uns ein Stück aufwärts. Der Weg wurde unbequemer und war mit ziemlich tiefen Pfützen gespickt. Nach einigen Metern fühlte es sich auch nicht mehr wie ein Wanderweg an und wir gingen davon aus, dass wir wieder mal falsch abgebogen sind. Also gingen wir zurück und setzten den vermeintlich richtigen Weg fort. Nach einiger Zeit erreichten wir ein Wendeplatz für Forstfahrzeuge und dort endete der Forstweg in einer Sackgasse. Der Abend war inzwischen weit fortgeschritten und die Dämmerung setzte ein. Wir wussten, dass es wohl in einer Stunde stockfinster sein wird und dass wir spätestens dann gern einen Lagerplatz hätten. Wir entschieden uns, den Rückweg anzutreten und unser neues Ziel war das „ZschirnsteinBiwak“. Ja genau dieser Biwakplatz, wo wir zwei Stunden zuvor aufgebrochen sind. Es war etwas demotivierend, das Ziel nicht erreicht zu haben, aber wir trösteten uns damit, dass wir jetzt wenigstens genug Wasser hatten. Als wir den Biwakplatz erreichten, waren wir völlig fertig. Das, was beim Aufbrauch zuvor ein angenehmer Abstieg war, war auf dem Rückweg leider wieder ein Aufstieg. Wir bereiteten das Nachtlager vor und machten uns zu später Stunde unsere dehydrierte Trekkingnahrung fertig. Bei mir gab es „Beef Stroganoff“ – es war lecker, ich war satt und verkroch mich in meinem Schlafsack. Ich schlief sofort fest ein und hatte eine erholsame Nacht auf meiner bequemen Isomatte.

Tag 2: Papststein

Wir schliefen etwa bis halb Acht, erledigten die Morgentoilette und haben gemütlich Frühstück gegessen. Es gab warmes Porridge, frischen Filterkaffee und einen Müsliriegel. Gut gestärkt setzten wir unseren Abstieg in Richtung Parkplatz Kleingießhübel fort. Nach ungefähr zweieinhalb Stunden kamen wir am Parkplatz an und rasteten dort kurz mit einem zweiten Frühstück. Anschließend fuhren wir nach Papstdorf und suchten einen Parkplatz in der Nähe des Papststeins. Als wir am Parkplatz in Papstdorf ankamen, waren wir plötzlich nicht mehr die einzigen Touristen auf dem Weg zum Gipfel. Auf unserer Tour am Vortag sind wir nur acht oder neun Menschen begegnet – und das in einem Zeitraum von über zwanzig Stunden. Hier waren es innerhalb von zwanzig Minuten hunderte Menschen. Wir packten die Rucksäcke und konnten auf dieser Tour viel Gewicht einsparen, da wir die Schlafsachen im Auto lassen konnten. Das gesparte Gewicht motivierte mich, diesmal meine Kurzwellenausrüstung mitzunehmen. Wir studierten das Kartenmaterial und machten uns auf den Weg zum Gipfel. Der Aufstieg war entspannt und ein Zwischenfall wie am Vortag blieb mir erspart. Wir erreichten den höchsten Punkt ohne zwischendurch Pausen einlegen zu müssen. Von da an spulten wir wieder das eingeübte Programm ab. Björn macht Fotos und ich mache Funkbetrieb. Es lief so ähnlich wie am Vortag. Einmal CQ rufen und wieder war DO1UZ der erste im Log. Es folgte ein viertelstündiges Pile-Up und ich hatte auch diesen Gipfel erfolgreich aktiviert. Für das Mittagessen hatten wir eigentlich wieder Trekkingnahrung eingeplant, die wir mit dem Spirituskocher zubereiten wollten. Auf dem Gipfel des Papststeins gibt es allerdings eine Berggaststätte mit einladender Terrasse. Wir konnten daran nicht vorbei gehen, nahmen kurzerhand Platz und bestellten kühle Getränke sowie ein leckeres Schnitzel mit Salzkartoffeln und Erbsen. Während des Essens musste ich an die Wortschöpfung Schnitzel-OV denken. Einem Schnitzel-OV wird ja häufig mangelnde Funkaktivtiät unterstellt. Hier an diesem Ort klingt das gar nicht so vorwurfsvoll, denn hier lässt sich gutes Essen, Funkbetrieb und das Naturerlebnis wunderbar miteinander kombinieren. Nach dem Mittagessen habe ich noch die Kurzwellenausrüstung aufgebaut und versucht, einige internationale QSOs ins Log zu bekommen. Ich verwendete eine Lambda-Halbe-Koax-Antenne für das 20m-Band. Die Bedingungen am Tag waren in diesem Band allerdings nicht so gut. Ich hörte zwar vereinzelt starke russische Stationen, doch scheinbar hört man mich nicht. Nach zwanzig minütigem CQ-Ruf gab ich auf und packte zusammen. Ich probierte mein Glück auf VHF und UHF nochmal und holte noch weitere Stations ins Log. Kurz darauf begannen wir mit dem Abstieg. Der Abstieg war angenehm und relativ leicht zu bewältigen. Nachdem wir mein Auto erreicht haben, fuhren wir nach Bad Schandau und wechselten auf die andere Seite der Elbe. Am Abend sollte der Rest unseres Teams zu uns stoßen. Unsere Aufgabe war es, bis dahin den Platz zu suchen, die Zelte aufzubauen und den Einkauf zu erledigen. Nach dem vorangegangenen ziemlich anstrengenden Tag ließen wir es heute langsamer angehen. Wir erledigten alles in Ruhe, entspannten uns auf dem Campingplatz und freuten uns auf die Duschmöglichkeiten. Kurz nach 19 Uhr holten wir den Rest unseres Teams vom Bahnhof ab. Wir waren vier junge Männer und haben es uns einfach gemacht, zumindest was die Auswahl des Abendessens anging. Für jeden gab es ein riesiges gegrilltes Argentinisches Rinderfilet. Was es als Sättigungsbeilage dazu gab, fragte mich meine Frau nach der Reise. Ich verstand die Frage nicht 😉

Tag 3: Schrammsteine

Am dritten Tag unseres Abenteuers waren wir erstmalig zu viert unterwegs. Wir hatten keine SOTA-Aktivität geplant, konzentrierten uns auf die Natur und auf Gespräche mit Freunden, die man viel zu selten sieht. Wir wanderten durch die Schrammsteine und waren von dieser zerklüfteten Felsenlandschaft einfach nur absolut beeindruckt. Mit leichtem Gepäck war es uns möglich, auch enge und schwierige Klettersteige zu begehen. Zum Mittagessen gab es wieder Trekkingmahlzeiten aus der Tüte. Ich habe zwischendurch immer mal wieder den Transceiver eingeschaltet und einen APRS-Bake abgesetzt. Die Navigation habe ich an diesem Tag an Ephraim (DC8EL) abgegeben, da er schon öfter in dieser Gegend unterwegs war. Zum Abendessen gab es für mich kein Fleisch. Ich wurde stattdessen mit Sushi glücklich. Der Abend auf dem Campingplatz im Kirnitzschtal sollte, was das Wetter angeht, eine Wendung bringen. Bis zu diesem Tag hatten wir keinen Tropfen Regen und immer das absolute Traumwetter bei sämtlichen Aktivitäten. Schade, denn diese Zeit habe ich für Digimode-Aktivitäten in Betracht gezogen. Diese fielen sprichwörtlich ins Wasser. Wir planten die Aktivitäten für den nächsten Tag und krochen als Flucht vor dem nassen kalten Wetter in die gemütlich warmen Schlafsäcke.

Tag 4: Großer Winterberg

Am letzten Tag unserer Tour wollten wir noch einen Gipfel erklimmen. Wir entschieden uns für den Großen Winterberg. Dieser ist mit 556m die höchste Erhebung auf der deutschen Seite im Nationalpark Sächsische Schweiz. Der Winterberg hat eine SOTA-Referenz und so haben wir Antennen und Funkgeräte für VHF und UHF mitgenommen. Ich hatte einen kleinen GFK-Mast und eine zusammenklappbare Richtantenne dabei. Der Anstieg war inzwischen Routine und wir kamen relativ zügig voran. Der Bergsteig trennte sich in zwei Wege auf, die beide den Winterberg als Ziel hatten. Der kürzere Weg, der Bergstieg, war wieder der wesentlich steilere. Wir teilten uns in zwei Teams auf. Ich ging mit Björn den längeren Weg. Ephraim und Jakob gingen den steilen Weg. Wir machten uns eine gemeinsame Frequenz aus und riefen uns alle 10 Minuten, um in Kontakt zu bleiben. Der Weg jedes Teams kreuzte die Winterbergstraße. Wir folgten der Straße, die anderen beiden gingen weiter den steilen Weg. Die Winterbergstraße führt an drei Stellen sehr dicht an die Tschechische Grenze und so hatten Björn und ich die Gelegenheit, mit einem Bein in Deutschland und mit dem anderen Bein in Tschechien zu stehen. Der Funkkontakt auf VHF brach zu den anderen beiden dann kurzzeitig ab. Für den Fall, dass das passiert, haben wir eine UHF-Frequenz als Alternative eingeplant, dort war die Kommunikation schwer verständlich, aber zumindest möglich. Es war interessant zu erleben, wie stark Felsen Funkkontakte erschweren können, wenn man sie zwischen sich hat. Nach weiteren fünfzehn Minuten Fußmarsch erreichten wir die Bergwirtschaft auf dem Großen Winterberg und trafen die anderen beiden wieder. Wir waren zwar auf dem Gipfel, aber waren umgeben von hohen Bäumen. Keine Möglichkeit, irgendwo einen Blick in die Ferne zu erhaschen. Die Betreiber der Bergwirtschaft haben einen Aussichtsturm, den man gegen eine Gebühr von einem Euro benutzen kann. Von dort aus sieht man mehr, zumindest in eine Richtung. Die Umgebung während des Anstiegs war reizvoll, die Aussicht auf dem Gipfel aber eher enttäuschend und kein Vergleich zum Naturprogramm an den Tagen davor. Ich zückte mein Handfunkgerät, rief einmal CQ und fing an, zu loggen. Innerhalb von 25 Minuten hatte ich die Aktivierung abgeschlossen und fand keine Station mehr, die an diesem Tag noch nicht geloggt wurde. Wir filmten und fotografierten noch eine Weile und verließen den Aussichtsturm. Am Fuße des Aussichtsturms holte ich dann noch einen Nachzügler ins Log, der auf einem anderen Berg seine Aktivierung durchführte. Wir stiegen den steilen aber kürzeren Weg und erfreuten uns ein letztes Mal an der felsigen Landschaft. Unten im Tal rasteten wir, genossen die warme Sonne, gönnten uns ein Eis und spazierten zum Ufer der Elbe. Unsere gemeinsame Zeit endete am Bahnhof in Bad Schandau. Björn und ich reisten mit dem Auto, die anderen beiden fuhren mit dem Zug. Ich schaltete das Navi ein, wählte die Heimat als Zielort, aktivierte APRS und stellte das Funkgerät wieder auf die FM-Anruffrequenz im Zwei-Meter-Band. Und was höre ich?

„CQ SOTA CQ SOTA CQ SOTA – this is OK2VK CQ SOTA“

Ich ließ den OM einige Male rufen, da ich das Rufzeichen zuerst nicht vollständig identifiziert habe. Er rief mindestens viermal CQ und erhielt keine Antwort, ich rief ihn, bekam 59 und loggte so mein erstes SOTA-QSO als Chaser. Es stellte sich heraus, dass Franz (OK2VK) in ungefähr 15 km Entfernung den Tanečnice (deutsch Tanzplan) [5] aktivierte. Bei dem Berg mit der SOTA-Referenz OK/US-035 handelt es sich um den höchsten Berg im Böhmischen Niederland. Wir verabschiedeten uns, ich startete den Motor, um nun die Heimreise anzutreten. Den Transceiver ließ ich auf der Frequenz, denn ich wollte hören, wie die Aktivierung von Franz (OK2VK) weitergeht, er rief einige Minuten CQ, aber niemand beantwortete seinen Ruf. Also rief ich ihn während der Fahrt erneut und erzählte ihm, auf welchen Frequenzen die sächsischen Bergfunker zu finden sind. Wir verabschiedeten uns ein zweites Mal und wechselten auf die 145,425 MHz. Was dann folgte, deckte sich mit meinen Erlebnissen der Tage zuvor. Franz bekam sein Pile-Up und wir lauschten dem Geschehen, solange es ging. Irgendwann waren wir einfach zu weit weg und es wurde still auf dem Band.

Fazit

Es war ein toller Kurzurlaub. Die Augenblicke in der unberührt wirkenden Natur habe ich sehr genossen. Dieses Naturerlebnis mit meinem anderen Hobby zu kombinieren, war reizvoll und erwies sich als interessante Mischung. Im Alltag ärgere ich mich manchmal darüber, dass ich Zuhause derzeit keine Möglichkeit habe, ein Shack einzurichten. Doch solche Portable-Aktivitäten machen für mich den Reiz im Amateurfunk aus. Ich kann so Dinge miteinander kombinieren, die ich gern tue. Und mein Motto „Funken mit dem Handfunkgerät ist wie fotografieren mit fester Brennweite. Für gute Ergebnisse muss man raus aus der Komfortzone.“ hat sich wieder einmal bestätigt. Unsere Wege waren teilweise schwierig und anspruchsvoll, doch ich habe auch Senioren und Familien mit kleinen Kinder gesehen, die eben auf einfacheren Wegen unterwegs waren. Wenn also jemand mal einen Ausflug mit seinem Ortsverband plant, warum nicht mal in das Elbsandsteingebirge fahren? Der hohe Altersdurchschnitt als Ausrede gilt nicht 😉 Rückblickend habe ich mich gefragt, was ich anders machen würde? Ich würde das Papierlogbuch nur noch im Notfall führen und bevorzugt mit der Android-App UDXLog loggen. Die App wurde von Marc Wegewarth (DO2UDX) geschrieben und ist für diese Aktivitäten einfach perfekt. Besonders praktisch ist, dass es eine Autovervollständigen-Funktion gibt. Diese zeigt Rufzeichen von häufig aktiven Funkamateuren an. Auch die Referenzen und Namen der Berge werden angezeigt. Dann würde ich wohl nicht mehr auf den Großen Winterberg steigen. Stattdessen würde ich den Lilienstein aktivieren. Die abgebrochene Wanderung vom ersten Tag würde ich fortsetzen, denn wir waren dem Ziel sicher sehr nah. Anschließend würde ich den Forststeig nutzen, um über die Tschechische Grenze zu kommen. Dort bietet sich dann der Tetschner Schneeberg (OK/US-024) und der Okrouhlík (OK/US-052) an. Die Rückreise ließe sich dann sogar mit dem Packraft [8] über die Elbe absolvieren. Dann würde ich nur die Video- oder die Fotokamera mitnehmen, stattdessen wäre der FT-817 immer mit dabei. Und ich würde mir vorher ein ausreichend dimensioniertes, aber leichtes, Akkupack besorgen – einen Akku, mit dem ich jedes Gerät laden kann. Auf dieser Tour habe ich während der Wanderung kein Funkgerät mit APRS angehabt, um den Akku zu sparen.

Dieser Artikel wurde am 20.09.2017 in der gedruckten Ausgabe HAMSPIRIT #04 veröffentlicht. Seit dem 25.08.2018 ist er in voller Länge hier nachlesbar.

Ich arbeite in einem IT-Systemhaus und bin überwiegend mit der Administration von Mail-Servern beschäftigt. Derzeit beschäftige mich viel mit VHF/UHF, APRS und HAMNET. Darüber hinaus sammle ich Erfahrungen im Antennenbau.

  1. Ich war übrigens im August 2018 wieder in der Tourismusinformationen am Bahnhof in Bad Schandau. Die Mitarbeiterin war diesmal absolut freundlich und sehr zuvorkommend.

  2. Ein toller bericht, man ist richtig ‚dabei‘ beim lesen! könntest du irgendwie/-wo erklären, wie das mit dem gps gerät und den sammeln von daten (wasserquellen, biwakplätze,…) funktioniert?

  3. Das mit dem SBW kann ich bestätigen. Es sind auch unter der Woche auf der 145,425 viele OMs aus dem Dresdner Raum standby, sodass 4 (SOTA) bzw. 6 QSOs (SBW) kein Problem sind. Am Wochenende geht es dann richtig zur Sache, da sind viele Berg-zu-Berg-Verbindungen möglich, es lohnt sich. Aus anderen Regionen hört man leider, dass 2m und höher wie ausgestorben sind. Schade. So ein Wettbewerb würde die Aktivität sehr steigern.

  4. […] ich den Artikel „SOTA-Abenteuer im Elbsandsteingebirge“ im Blog veröffentlichte, hat Alex (HB9FZW) mich in einem Kommentar gebeten, zu erklären wie […]

  5. Wow, danke vielmals für die umfangreichen und klaren Infos!

    best 72! Alex, HB9FZW

  6. PS: Viewranger gibt’s auch für iOS

  7. Marc, DO2UDX

    Hallo Silvio,

    In Sachsen sieht es mit SOTA Bergen leider schlecht aus, das verstehe wer will, ich nicht.
    Wenn es dich mal wieder in unsere Gegend verschlägt, gehe ruhig wieder Richtung Gr. Winterberg. Die Baude (inkl. Turm) hat leider geschlossen (nur noch Imbiss). Ein kurzer Fußmarsch entfernt ist aber die Kipphornaussicht. Es ist zwar “nur” GMA/SBW, aber die Aussicht in’s Elbtal ist fantastisch. Ich habe es letztes Jahr erst im Herbst geschafft diese Berge zu Aktivieren, aber dafür wurde ich mit einer fantastischen Natur belohnt. Ansonsten ist auch noch das Hintere Raubschloss, der Carolafelsen und der Teichstein in dieser Gegend sehr zu empfehlen.

    Grüße, Marc

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