Allgemein Interviews

Mein Besuch beim Funktionsträgerseminar in Baunatal

Ich war im Oktober 2018 zu Gast beim DARC und nahm an einem Funktionsträgerseminar teil. Der Club bietet dieses Seminare seit einiger Zeit an, um den aktiven Mitgliedern das nötige Handwerkszeug für eine erfolgreiche Arbeit im Ortsverband zu vermitteln, denn nicht in jedem Ortsverband läuft es in der Nachwuchsgewinnung so gut wie beispielsweise in Bad Honnef (G09) oder Ermstal (P31).

Inhaltlich sind diese Seminare sehr breit aufgestellt und es gibt eine Druckbetankung zu allen wichtigen Themen wie Ausbildung im OV, Datenschutz, Recht, Kassenführung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Da jedes Thema für sich schon unheimlich komplex sein kann, konzentrieren sich die Referenten auf die Grundlagen und vertiefen die besonders wichtigen Sachverhalte.

Die Vorträge folgen einem straffen Zeitplan. Doch ausreichend Zeit für Pausen und Gespräche mit anderen Teilnehmern oder mit den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle ist immer wieder vorgesehen.

Besonders gut hat mir gefallen, dass man als Mitglied einen Einblick in die Arbeit des DARC bekommt. In kontroversen Diskussionen über den Club, die manchmal auf Facebook oder am Stammtisch geführt werden, wird oft gegen den Club und “die da oben” gewettert. Doch wer sich die Zeit nimmt, die Satzung liest, auf die Referenten und Mitarbeiter zugeht, wird ernst genommen. In der Geschäftsstelle arbeiten ganz normale Menschen, die zudem sehr engagiert für unseren Club und für den Amateurfunk im allgemeinen einstehen.

Ich persönlich kann jedem aktiven Mitglied, das vor Ort im eigenen Ortsverband oder Distrikt etwas bewegen möchte den Besuch dieses Seminars empfehlen. Mir persönlich hat es jedenfalls viel Input und einige neue Ideen gebracht.

Wer vorhat im Jahr 2019 an einem Funktionsträgerseminar teilzunehmen, sollte sich rechtzeitig anmelden, denn die Plätze sind begehrt und erfahrungsgemäß schnell ausgebucht. Termine und Informationen zur Anmeldung gibt es auf der folgenden Webseite: https://www.darc.de/geschaeftsstelle/ausbildungszentrum/

Stephanie Heine (DO7PR) von der CQ-DL Redaktion hat die Gelegenheit genutzt, um ein kurzes Interview mit mir zu machen.

  1. Hallo Silvio,
    ich bin durch die Meldung beim DARC auf Deinen Blog gestoßen und habe mir auch das Interview mit Dir auf youtube angeschaut. Interessant finde ich dabei die These von der jungen Generation, die jetzt nachwächst im Amateurfunk. Woran machst Du diese These fest ? Ich meine, ein paar junge Leute, die sich mit Amateurfunk beschäftigen, gab und gibt es sicher immer. Aber die Zahlen der RegTP und der Rundumblick im OV und auch meine Erfahrungen von der HAM-Radio ergeben bei mir das Bild, dass das Durchschnittsalter stetig wächst im Amateurfunk. Sicher gibt es auch ein paar Leute, die trotz der Beschäftigung mit IT im Job dann zu Hause weiter am Rechner oder am Funkgerät sitzen. Allerdings werden da viele als Ausgleich eher in eine andere Richtung gehen, vermute ich. Nach 8+X Std. am PC mit C++ Programmierung für Mixed-Signal-ASIC-Tests habe ich persönlich z.B. nicht so viel Lust, in der Freizeit wieder einen PC anzuschalten und zu Programmieren oder Knöpfchen für FT8-QSOs zu drücken.
    Wie gesagt, wäre mal interessant, worauf sich Deine Aussage gründet.
    73!
    Markus

    • Hallo Markus,

      danke für deinen Kommentar. Ich bin durch meine Beobachtungen und Erfahrungen zu dieser These gekommen. Bei meinen Recherchen für das Blog, das Heft und durch meine Arbeit auf den Messen in den letzten vier Jahren, lerne ich ständig neue Funkamateure kennen. Viele davon sind zwischen 12 und 25 Jahre alt und haben ihre Karriere noch vor sich. Zudem lerne ich viele junge Funkamateure im Alter von 25-40 kennen.

      Klar, bei einem reinen IT-Job, hat man wenig lust nach der Arbeit am PC zu hängen. Aber Amateurfunk ist vielfalt und man muss ja nicht daheim am Funkgerät sitzen. Es ist ein technisch wissenschaftliches Hobby, bei dem man trotzdem in der Natur und in Bewegung sein kann. (Beispielsweise bei SOTA-Aktivierungen.)

      Ich persönlich bin durch die SDR in den Amateurfunk gekommen. Und durch die zahlreichen Gespräche, die ich mit jüngeren Funkamateuren geführt habe, weiß ich, dass das auch ihre “Einstiegsdroge” war.

      Ich muss allerdings zugeben, dass mein Blick auf die nachwachsende Generation von Funkamateuren aus einem privilegierten Blickwinkel erfolgt. Dieses Blog hat zwischen 10 und 20 Tausend Leser jeden Monat. Da kommt alleine über diesen Kanal viel Feedback rein. Auch die Vernetzung der jüngeren Funkamateure in den sozialen Medien trägt dazu bei, dass ich sehr viele davon kennen lerne und mit ihnen in Kontakt stehe.

      Wenn ich diesen bevorzugten Blickwinkel nicht hätte und es nur an meinem regionalen Umfeld und meinem Ortsverband festmachen müsste, würde ich vermutlich zu einer anderen Schlussfolgerung kommen. Aus dieser Perspektive sieht es nicht gut aus, denn ich bin mir 36 Jahren der jüngste beim OV-Abend…

      Ja, das Durchschnittsalter wächst noch. Aber es ist bei weitem nicht so, dass sich nur wenige junge Menschen für den Amateurfunk begeistern können.

      Es muss den Ortsverbänden gelingen die jungen Menschen anzusprechen, mit passenden Angeboten und eben auch mal mit moderner Technik und modernen Betriebsarten.

      Der erste Eindruck von meinem OV und damaligen OVV war nicht so toll – wenn ich nicht aus Eigenantrieb die Lizenz hätte machen wollen, wäre ich ich am ersten Abend vergrault worden. Verbrannte Erde – das ist leider das was manche gestandene Funkamateure bei Interessierten hinterlassen.

      Ich hoffe ich konnte deutlich machen, wie ich zu meiner Behauptung gekommen bin.

      73 de Silvio

  2. Hallo Silvio,
    auch wenn das jetzt weit weg führt von der ursprünglichen Überschrift… Meine Meinung – und die Meinung gibts auch in unserem OV – ist, dass die unter 25-jährigen eher keine Zielgruppe darstellt. Die Annahme ist eher, dass Leute wieder Zeit für so ein Hobby haben, wenn die eigenen Kinder größer bzw. schon erwachsen sind und beruflich wie privat die Dinge sich “stabilisiert” haben. Die Zahl der Funkamateure in DL die unter 20 sind ist etwa so groß wie die derjenigen über 90. Verschwindend gering im Vergleich zur Gesamtzahl. Es würde mich allerdings sehr freuen, wenn der Amateurfunk endlich etwas aus der verstaubten Seniorenheim-Ecke harauskommen würde – gern auch über das Thema SDR. Ein Thema, das viele Jahre im Amateurfunk überhaupt keins war. Auch der DARC schien aus meiner Sicht wenig Interesse an Neuem zu haben. Conteste, Dx-Peditionen und klassische Amateurfunktechnik bestimmten das Bild. Dazu kam ein gewisses Elite-Denken der Lizenzinhaber. Und das ewige Festhalten an alten Denkweisen und alter Technik. Wenn die neue Afu-Generation mit SDR durchstarten will, wird sie es alleine machen müssen. Selbst Leute die auch kommerziell aktiv sind meinen immer noch, dass man Einsteiger mit rein analogen Funkgeräte-Bastelprojekten (ich nenne es mal Retro-Basteln) mit > 40 Jahre alten Schaltungskonzepten begeistern kann. Wenn man dann leise Kritik oder Zweifel äußert bekommt man zu höen, dass man ja ein eigenes Projekt machen könne, was dann digital ist. Ja nicht von außen reinreden lassen. Wäre doch schön, wenn sich Leute die für so etwas Zeit haben, mit jüngeren, programmierbegabten OMs zusammentun würden und mal etwas Neues herauskäme.
    Bin gespannt, wo die Entwicklung in Zukunft hinführt.

    73
    Markus

    • Danke für deine Ergänzung, Markus.

      Ich kenne Beispiele von unter 25 jährigen, die mal eben während des Studiums die Klasse A machen. Wer einen technischen Studiengang besucht, braucht ja nur einen Taschenrechner und etwas Zeit für die Betriebstechnik und den gesetzlichen Teil.

      Oder auch Teenager, die über den Umweg “Maker-Szene” zum Amateurfunk kommen. die bauen inzwischen Funkgeräte und lernen freiwillig CW.

      Wie gesagt, aus meiner Filterblase heraus betrachtet, bewegt sich ganz langsam etwas in die richtige Richtung.

      73, Silvio

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*