Es begab sich vor vielen Jahren, als der Weihnachtsmann seine Päckchen noch nicht mit Drohnen zu den Kindern brachte, sondern auf ganz altmodische Art und Weise mit seinem Schlitten, gezogen von den Rentieren, die von Rudolf angeführt wurden (das ist der mit der roten Nase).
An eben diesem Weihnachtsabend, es war schon fast Mitternacht, da saß ich wie jedes Jahr an diesem Abend an meiner Funkstation und versuchte noch schnell, über die Ätherwellen ein paar Weihnachtsgrüße in die weite Welt hinaus zu schicken.
Meine Antenne aber machte mir Sorgen – ein Herbststurm hatte die Antenne arg zugerichtet, und was einst ein stolzer Drei-Band-Beam war, ähnelte jetzt schon fast mehr einem abgeräumten Christbaum. Nur mit Mühe und Not konnte mein Antennenkoppler das Stehwellenverhältnis auf einen brauchbaren Wert bringen, nur am 20m Band schien das gar nicht mehr zu klappen. Ich öffnete das Fenster, um einen Blick auf meinen Antennenturm zu werfen, aber was ich da draussen sah, hatte ich nicht erwartet:
Da stand der Schlitten des Weihnachtsmannes, davor die Rentiere, und der Weihnachtsmann stand neben Rudolf, zitterte am ganzen Leibe – wie übrigens die Rentiere auch – und flüsterte ihm zu: “Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen – fast wären wir mit diesem vermaledeiten Flugzeug zusammengestoßen! Dass die auch an Weihnachten kreuz und quer über den Himmel zischen müssen, das ist wirklich eine Gefahr für uns, nicht auszudenken, was da passieren könnte! Gut, dass wir schon alle braven Leute besucht haben, dieser Funkamateur hier mit seiner armseligen Antenne war ja Gottseidank der letzte – wir können so ja jetzt nicht gleich weiterfahren, euch Rentieren und mir steckt der Schreck viel zu sehr in den Knochen. Warten wir hier ein bisschen, und ruhen uns aus, bevor wir wieder den Heimweg zum Nordpol antreten….”
Rasch schloss ich da ganz leise wieder das Fenster, und stürzte mich über meine Bastelkiste. Allerhand altes Zeug wurde da heraus gesucht, ein alter WLAN Router, Kabel, Stecker, ein Arduino, diverse Bauteile und Transistoren – zuletzt noch aus der Vorratskammer eine Dose Pringles. Dann wurde wie wild gelötet und gesteckt und getestet und probiert – und schließlich, als ein paar Stunden später alles fertig war, noch rasch eine kurze Bedienungsanleitung verfasst und alles in eine alte Schachtel verpackt. Noch ein kleines Briefchen dazu, und dann schlich ich mich – fast graute schon der Morgen – ganz leise hinaus und an den Schlitten des Weihnachtsmanns heran, und legte ihm das Päckchen heimlich auf seinen Schlitten, bevor ich mich todmüde in mein Bett begab.
Am nächsten Morgen waren keine Spuren der nächtlichen Begegnung mehr zu sehen, wenn man von dem üblichen, bescheidenen Weihnachtspäckchen im Kamin, und der Schüssel mit all den Pringles-Chips absieht, die ich – soweit nicht aufgegessen – in der Küche zurückgelassen hatte.
Im Jahr darauf kam wieder der Weihnachtsabend heran, und wie gewohnt saß ich bis spät in der Nacht an meiner Funkstation – die Antenne war nicht besser geworden, und schließlich, es mochte gegen Mitternacht sein, rauchte die Senderendstufe ab, weil sie mit dem hohen Stehwellenverhältnis nicht mehr zu Rande kam. Verärgert ging ich schlafen, die ganze schöne Weihnachtsstimmung war mir abhanden gekommen…
Am nächsten Morgen, es war ein strahlend schöner Christtag mit dem blauesten Himmel den man sich vorstellen kann, blieb ich staunend vor dem Kamin stehen, in dem ich mein übliches Weihnachtspäckchen erwartet hatte: da war nur ein Zettel, auf dem stand: „Das Paket ging nicht durch den Kamin, es war zu groß, schau bitte draussen nach!“
Und wirklich, draußen an den Tower gelehnt, war ein riesiges, schweres Paket, daneben noch zwei kleinere. Und darauf ein Brief, in dem stand:
“Lieber OM, voriges Jahr hast du mir ein Päckchen auf den Schlitten gelegt, und du glaubst gar nicht, wie nützlich dieses Radargerät ist, das du mir da gebastelt hast! Da werden wir sicher noch einige Jahre mit unserem Schlitten die Pakete austragen können, trotz der vielen Flugzeuge, bevor wir Rudolf und seine Kollegen in die Frühpension schicken, schweren Herzens doch den modernen Zeiten nachgeben und uns Drohnen anschaffen werden… Vielen Dank, und viel Freude mit deinen Geschenken!”
Und siehe da, in dem großen Paket war ein nagelneuer 12-Element Beam, noch in seine Einzelteile zerlegt, und in dem einen der kleineren der allerneueste Transceiver, in dem anderen eine 2kW Endstufe! Alles, was nötig war, um die mieselsüchtige Antenne und den alten Yaesu mit seinen abgebrannten Endstufentransistoren durch das allerbeste nur denkbare Equipment zu ersetzen. Und wenn du in mein Shack schaust, kannst du meine Station immer noch bewundern, und draussen am Tower glänzt noch immer der riesige Beam, als wäre er erst gestern montiert worden! Und auch wenn mir meine Frau, deine Oma, diese Geschichte nie geglaubt hat, so ist sie doch wahr, weil wir zwei, wir wissen doch, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt, und er es ist, der die Geschenke bringt….
Danke für die liebe Geschichte! Ich muss diese meinem Sohn (14) vorlesen 😉
tom
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